Integrierte Ländliche Entwicklung
206 Kleinprojekte in der Oberpfalz über das Regionalbudget 2024 gefördert
(10.04.2025) Tirschenreuth, Lkr. Tirschenreuth - Mit dem Regionalbudget fördern die sieben bayerischen Ämter für Ländliche Entwicklung Kommunen, die sich freiwillig im Rahmen einer Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) zusammengeschlossen haben. „Die ILE ist neben der Dorferneuerung, der Flurneuordnung, verschiedenen Initiativen und Förderprogrammen eines der Schlüsselinstrumente der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung zur Schaffung und nachhaltigen Verbesserung gleichwertiger Lebensbedingungen im ländlichen Raum“, sagt Kurt Hillinger, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberpfalz.
Im Jahr 2020 wurde in Bayern erstmals das Regionalbudget als Förderinstrument für die ILE eingeführt. Es soll der Unterstützung einer engagierten und aktiven eigenverantwortlichen ländlichen Entwicklung sowie der Stärkung der regionalen Identität dienen. Mit dem Regionalbudget können Kleinprojekte gefördert werden, die der Umsetzung eines Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts dienen.
Unter den Begriff „Kleinprojekte“ fallen Projekte, deren förderfähige Gesamtausgaben 20.000 Euro nicht übersteigen. In der Oberpfalz nutzten 2024 alle 14 ILE das Regionalbudget und unterstützten damit 206 Kleinprojekte engagierter Menschen. Insgesamt bezuschusste das ALE Oberpfalz diese Projekte mit über 1,14 Millionen Euro. Die zuschussfähigen Gesamtkosten der Projekte lagen bei 1,83 Millionen Euro. „Die geförderten Maßnahmen kommen schnell und direkt den Bürgern zugute. Mit den Projekten gestalten sie ihr Lebensumfeld und stärken die Region. Dadurch steigt auch die Lebensqualität im ländlichen Raum“, betont Hillinger.
Nachfolgend ist aus den ILE in der Oberpfalz je ein gefördertes Kleinprojekt exemplarisch aufgeführt:
Seminarraum im Grünen (Jugendbildungsstätte des Bezirks Oberpfalz/KAB/CAJ Waldmünchen gGmbH)
Der Energiepark der Umweltstation Waldmünchen bietet seit 2014 ein Experimentierfeld rund um das Thema erneuerbare Energien. Um den Platz für die Arbeit mit Kleingruppen, vor allem bei schlechter Witterung, zu erweitern, wurde ein Seminarraum im Grünen in Form eines Gewächshauses errichtet. Mittels mobilen Pflanzkästen kann der Raum optimal an die jeweiligen Platzanforderungen angepasst werden. Das Gewächshaus dient zudem der Information rund um Klimawandel und die erneuerbaren Energien. Die angebauten, überwiegend regionalen und saisonalen Lebensmittel werden durch die Jugendbildungsstätte verwertet. Das Projekt wird sowohl in die grenzüberschreitende Arbeit mit Besuchergruppen der Umweltstation als auch in die Führungen und Workshops für Besucher des Energieparks integriert.
Errichtung einer Sonnen-Beobachtungsplattform (Verein der Sternwarte Roßberg/Gemeinde Chamerau)
Neben der Sternwarte im Ortsteil Roßberg der Gemeinde Chamerau wurde mit großer Eigenleistung der Vereinsmitglieder eine Sonnen-Beobachtungsplattform errichtet, um auch tagsüber einen Besuch durch Schulklassen und sonneninteressierte Besucher zu ermöglichen. Die Sternwarte wird landkreisweit und überregional besucht und trägt als Einrichtung zur Bildung und Erholung im ländlichen Raum bei.
Öffentlicher Bücherschrank (Markt Neukirchen b. Hl.Blut)
Öffentliche Bücherschränke haben das Prinzip der gemeinsamen Nutzung, um den Gemeinwohl-Gedanken ergänzt. Sie funktionieren im Prinzip genauso wie Bibliotheken – nur, dass sie kostenlos sind, jeder Bücher einstellen und entnehmen kann und sie oft rund um die Uhr zugänglich sind. Vor der Bücherei in der Marktstraße ist ein öffentlicher Bücherschrank mit Sitzecke entstanden. Das Modell hat eine moderne Form und vereint den Bücherschrank, der Platz für rund 200 Bücher bietet, mit einer großzügigen Sitzfläche, die zum Verweilen einlädt. Das Holz ist ein wetterfestes Mischholz, das in der Farbe Muskat gestrichen wurde.
Restaurierung der Nepomuk-Figur (Dorfgemeinschaft Erasbach/Stadt Berching)
Die Holz-Figur des heiligen Nepomuk ist seit vielen Jahren im Besitz der Dorfgemeinschaft Erasbach, das Herstellungsjahr wird auf 1892 datiert. Die Figur steht am Kirchplatz in Erasbach und stellt ein Wahrzeichen für das Dorf dar. Mit Hilfe des Regionalbudgets konnte der durch einen Sturm beschädigte Nepomuk nun wieder saniert werden und erstrahlt in neuem Glanz.
Landschaftsrahmen „Aussichtsbankerl“ (Gemeinde Poppenricht)
Im Rahmen des Projektes wurden an vier markanten Aussichtspunkten in der Gemeinde Landschaftsrahmen aufgestellt, die einen „neuen“ Blick auf die Umgebung und ihre Sehenswürdigkeiten ermöglichen. Die Holzrahmen, die wie Bilderrahmen wirken, betonen die schöne Aussicht und sind so konzipiert, dass der Wanderer sich in den Rahmen wie auf eine Bank setzen und den Ausblick genießen kann. Alle Rahmen mit Sitzmöglichkeiten sind regional aus wetterbeständigem Eichenholz gefertigt und mit einer Gravur “Aussichtsbankerl“ versehen. Die Landschaftsrahmen steigern die Attraktivität des Wanderangebotes und des Gesundheitstourismus und bilden nebenbei einen Werbeeffekt für die Gemeinde und die ILE AOVE.
Multifunktionaler Marktstand (Gemeinde Michelsneukirchen)
Der flexibel einsetzbare Marktstand soll sowohl beim jährlichen Quermarkt in St. Quirin als auch bei Vereinsfesten und Veranstaltungen als Verkaufsmöglichkeit zum Einsatz kommen. Er verfügt über einen Wasser- und Stromanschluss sowie eine große Ablagefläche und Stauraum im Inneren. Neben der Förderung durch das Regionalbudget wurde für den Bau des Marktstands in Holzbauweise ein großes Maß an Eigenleistung eingebracht. Für den Bau wurden nachhaltige und regionale Materialien verwendet.
Instandsetzung Glockenturm (Dorfgemeinschaft Dietersdorf-Antelsdorf/Stadt Oberviechtach)
Im Rahmen des ILE-Regionalbudgets 2024 hat die Dorfgemeinschaft Dietersdorf-Antelsdorf den maroden und nicht mehr funktionsfähigen Glockenturm zwischen den beiden quasi zusammengewachsenen Dörfern instandgesetzt. Der alte Turm und sein defektes Läutwerk wurden von der Dorfgemeinschaft der beiden Ortsteile, unterstützt durch den städtischen Bauhof Oberviechtach, abgebaut und durch einen neuen, optisch originalgetreuen Glockenturm samt neuem Läutwerk ersetzt. Er verbindet somit auch in Zukunft beide Dörfer mit seinem Geläut.
Sitzkombination und Infotafel Rinnenbrunn (Verkehrs- und Verschönerungsverein Neuhaus a. d. Pegnitz e.V.)
In Rinnenbrunn (Gemeinde Hirschbach) gab es seit 1857 ein Forsthaus, das 1976 abgerissen werden musste. Um das Wissen darüber nicht zu verlieren, wurde eine Informationstafel errichtet und eine Sitzkombination für die vorbeikommenden Wanderer aufgestellt. Um Infos und Bildmaterial für die Tafel zu bekommen, startete der Verein im Vorfeld einen Aufruf über die örtlichen Zeitungen. Zurzeit werten die Bayerischen Staatsforsten das umliegende Gelände wieder auf. Zudem soll eine moderne Arbeits- und Versammlungshalle gebaut und die Fläche an sich wie auch die Bäume im ehemaligen Obstgarten des Forsthauses gepflegt werden.
Errichtung eines Multifunktionsgebäudes in Themenreuth (Gemeinde Leonberg)
Das Gebäude in Holzbauweise am Spielplatz dient zur Stärkung der Dorfgemeinschaft, zur Aufwertung des Ortsbildes, als Rastplatz für den vorbeiführenden Wondreb-Radweg aber auch als Aufenthalts-, Unterstell- und Sitzmöglichkeit für Besucher des Spielplatzes. Auf dem Spielplatz stehen nun barrierefreie Spielgeräte zur Verfügung.
Glockenturmprojekt (Dorfgemeinschaft Gmünd/Stadt Grafenwöhr)
Beim sogenannten Glockenturmprojekt „´s Glockerl“ wurde die am Dachboden des alten Schulhauses wiedergefundene Glocke des „Alten Kircherl“ in Gmünd an ihren ursprünglichen Wirkungsort zurückgebracht. Die Kirche existiert heute leider nicht mehr, deshalb wurde die Glocke über der in der Nähe befindlichen Wolfgangssäule installiert. Ein Architekt, der aus Gmünd stammt, lieferte den Entwurf für die aus Glas überdachte Konstruktion. Umgesetzt wurde das Projekt durch die Dorfgemeinschaft in vielen ehrenamtlichen Stunden. Die Glocke hat wieder einen würdigen Standort bekommen und erinnert an die damalige Kirche. Zudem wird der Dorfmittelpunkt durch die ästhetische Konstruktion aufgewertet.
Digitaler Stadtrundgang Vohenstrauß (Stadt Vohenstrauß)
Der ehrenamtliche Arbeitskreis der Gästeführer der Stadt Vohenstrauß hat vor einigen Jahren einen „analogen“ Stadtrundgang entwickelt. Die Stadt Vohenstrauß setzt hier auf mehr Digitalisierung und bringt QR-Codes zum Einsatz. Auf einem Rundgang durch die Stadt werden 16 Stationen passiert. Mit Smartphone oder Tablet kann nun in die Stadtgeschichte eingetaucht werden. Der Weg ist gekennzeichnet und über QR-Codes auf den Infotafeln können Bilder, Audiotracks als auch ergänzende Textinformationen abgerufen werden. Mithilfe einer Kartenübersicht kann der Nutzer schnell und bequem die nächste Station finden.
Pavillon am Forellenbach (Markt Hohenfels)
Direkt am Spielplatz und Radwanderweg (Altmühl-Naab-Radweg, Mühlenweg) wurde ein Wetterschutz-Pavillon errichtet. Dort können nun Einheimische und vorbeikommende Radler/Wanderer rasten und verweilen. Nebenan laden der Wasserzugang am Forellenbach, der Spielplatz und die Relaxliegen zum Austoben oder Entspannen ein.
Umkleidekabinen Hammerseeufer (Gemeinde Bodenwöhr)
Als staatlich anerkannter Erholungsort ist die Gemeinde Bodenwöhr Anlaufpunkt für Tagesgäste und Touristen. Identitätsstiftend und von überregionaler Bekanntheit ist der acht Kilometer lange und circa 34 Hektar große Hammersee der Kommune. Um die Attraktivität des Hammersees als Bade- und Erholungsort zu steigern, hat die Gemeinde für die Badegäste rund um den Hammersee zehn neue Umkleidekabinen angeschafft. Die Gestaltung erfolgte als Kunstprojekt mit Schülern, geleitet durch die ortsansässige Künstlerin Christine Schieder. Die Schüler konnten ihren Gedanken und Kreativität freien Lauf lassen und aktiv an der Gestaltung der Umkleidekabinen am Hammersee mitwirken. Entstanden sind zehn farbenfrohe Kabinen mit unterschiedlichen Motiven, die den Freizeitspaß und das Badevergnügen vor Ort stärken.
Liegewiese Erlenweiher (Gemeinde Krummennaab)
Die Dusche inmitten der öffentlichen Liegewiese Erlenweiher wurde mit wetterbeständigen Sichtschutzwänden eingehaust. Zudem wurden auf einer Teilfläche der Dusche noch zwei weitere frei zugängliche Umkleiden errichtet. Sowohl die Dusche als auch die beiden neuen Umkleiden wurden barrierefrei angelegt. Damit konnte die Attraktivität der öffentlichen Liegewiese gesteigert und auch eine barrierefreie Einrichtung geschaffen werden.